RÜCKBLICK ANDALUSIEN REISE



¡ Hola! Andalusien

Eine Gruppe von 13 Frauen und zwei Männern begab sich vom 6. bis 13. April auf eine ökumenische Kultur- und Bildungsreise nach Andalusien. Initiiert wurde diese von Kathrin Rehmat und Thomas Münch von der Predigerkirche Zürich, welchen die Ökumene ein wichtiges Anliegen ist. Die Ehefrau Anna Cobos, die gebürtige Spanierin ist, und der Ehemann Wilson Rehmat waren ebenfalls mit dabei.

Ab Ankunft in Málaga wurden wir per Bus direkt zu unserer ersten Station Córdoba gefahren. Hier bekamen wir im Torre de la Calahorra am Ufer des Flusses Guadalquivir einen ersten Eindruck von der multireligiösen Geschichte Córdobas und Andalusiens. In einem Gewölbe lauschten wir den tiefsinnigen Worten der Universalgelehrten Maimonides, Averroes, Ibn Arabi und dem König Alfonso X. Hier konnten wir auch aus nächster Nähe die imposanten Modelle der Grossen Moschee von Córdoba und der Alhambra von Granada in Augenschein nehmen, die man in der Realität als Ganzes so nie zu Gesicht bekommt. Eine mächtige Brücke führt vom Wachturm direkt zu einem Eingangstor unweit der Grossen Moschee.

 
Der Besuch der Grossen Mezquita, arabisch für Moschee, die aus dem 8. Jahrhundert stammt und bis ins 10. Jahrhundert erweitert wurde, war ein überwältigendes Erlebnis. Sie ist eine riesige Säulenhalle (175 x 128 m, 856 Säulen), die wohl auf den Grundfesten einer christlichen Kirche aus der Zeit der Westgoten gebaut wurde, wo zuvor Gebäude aus der Römerzeit standen. Kürzlich durchgeführte Ausgrabungen lassen dies vermuten. 1236 bauten die Christen eine erste Kapelle in die Moschee hinein und später eine Kathedrale. Dies zeigt, wie riesig der Grundriss der Moschee ist. 16‘000 Männer hätten Kopf an Fuss zum Gebet Platz gefunden, erklärte unsere sehr eloquente und fachlich äusserst kompetente Reiseleitung. Ursprünglich in Deutschland aufgewachsen, seit 30 Jahren in Spanien lebend, war Isabelle Martinez Richter ein echter Glücksfall für uns. Als grosses Zugeständnis muss anerkannt werden, dass die restlichen Säulen beim Bau der Kathedrale nicht zerstört wurden, so dass die Ausmasse der Moschee nach wie vor erkennbar sind. 

© Kathrin Rehmat © Kathrin Rehmat © Kathrin Rehmat © Kathrin Rehmat © Kathrin Rehmat © Kathrin Rehmat

Beim Besuch der „Casa de Sefarad“, einem Museum, das die Geschichte und Kultur der sephardischen Juden darstellt, hatten wir die Gelegenheit mit dessen Direktor persönlich zu sprechen. Isabelle und Thomas überboten sich gegenseitig im Übersetzen aus dem Spanischen ins Deutsche. Sebastian de la Obra, Historiker und Direktor, ist ein „Schriftgelehrter“ im wahrsten Sinne des Wortes, was seine umfangreiche Bibliothek bezeugte, in der wir seinen leidenschaftlich vorgetragenen Forschungs-Hypothesen folgen konnten. (Bild 2) Trotz mindestens 1‘500 Jahren Präsenz der Juden in Córdoba, sind sie heute sozusagen inexistent und ihre Hinterlassenschaften in der Bevölkerung kaum mehr bekannt. Das Anliegen dieser privaten Institution ist es, diesem Umstand abzuhelfen und diesbezüglich Aufklärungsarbeit zu leisten. Sein Forschungsschwerpunkt liegt v.a. auf den letzten 300 Jahren und den zum Christentum konvertierten Juden. Viele waren intelligente Persönlichkeiten, die hohe Ämter innehatten oder sich in unterschiedlichen Bereichen (Musik, Literatur etc.) einen Namen machten. Dabei blieben viele im Geheimen den Traditionen ihrer ursprünglichen Religion treu. Eine wunderschöne Skulptur des jüdischen Gelehrten und Mediziners Maimonides steht in der Juderia, dem jüdischen Viertel, durch das wir zuvor geführt worden waren. Maimonides wurde in Córdoba geboren und lebte bis zum Alter von 13 Jahren da. Eine äusserst interessante Persönlichkeit. In diesem Viertel gibt es Überreste einer alten Synagoge, die vor noch nicht so langer Zeit entdeckt wurden. Ein neues Gebäude existiert in Córdoba nicht, die jüdische Gemeinde zählt kaum 20 Personen.

Wir besuchten auch den Alcázar von Cordoba, dessen Räume als Museum genutzt werden. Kunstvolle Mosaike, Töpferwaren, Malereien, Waffen etc. und eine grosse Bibliothek sind hier zu finden. Wir genossen den Aufenthalt in der grosszügigen Parkanlage mit Zypressen, Orangen- und Zitronenbäumen, prächtigen Blumen und mit immer wieder grösseren und kleineren Wasserbecken.

Ein Besuch bei der Junta Islamica im Instituto Halal in Córdoba ermöglichte einen interessanten Einblick in die Bestrebungen eines laizistischen Islam und vervollständigte unseren interreligiösen Dialog. Dem Vater des jetzigen Leiters, der als Christ zum Islam konvertierte, war dies ein grosses Anliegen. Das Institut mit Ablegern in weiteren Ländern vergibt Halal-Zertifikate, die auch wirtschaftlich von grosser Bedeutung sind.

Von Córdoba aus ging es per Bus weiter nach Granada. Das Highlight war der Besuch der Alhambra, seit 1984 Weltkulturerbe der UNESCO. Doch erst wurden wir von Pedro Calderon durch die Albaicín, die muslimische Altstadt von Granada, geführt. Auch dieser Guide war eine sprachgewandte, humorvolle Person, die sich beider Sprachen und seiner Sache absolut sicher war. Auf einem Hügel erbaut (750 m ü.M.), wurden wir durch enge Gässchen, viele Treppen und mit kleinen Steinen belegten Strässchen bergab geführt. Die Eindrücke bleiben in schöner Erinnerung. Von einer Terrasse aus – mit Palme bestückt – reichte der Blick über ein Tal zur Alhambra und weiter zu den schneebedeckten Gipfeln der Sierra Nevada, die nur 30 Auto-Minuten von Granada entfernt liegt.

Der Nachmittag war für die Alhambra reserviert. 7‘000 Besucher finden hier täglich Einlass. Innerhalb jeweils 1/2 Stunde, die das Ticket ausweist, wird eine beschränkte Anzahl eingelassen, weder eine Minute davor noch danach wäre der Eintritt möglich. Eigentlich handelte es sich bei der Alhambra um ein Dorf mit einer Festung. Der Baubeginn wird auf 1238 datiert, mehrere Kalifen bauten daran. Wie der Guide sagte, zeigen die Muslime ihren Prunk nach innen, während die christlichen Könige Reichtum und Macht v.a. nach aussen demonstrierten. Die Kalifen bewohnten einen Teil der riesigen Anlage. Paläste, Gärten, ein Juwel eines Harems sind absolute Hingucker. Säulen und Wände mit fein ziselierten Stuckaturen versehen, zeigen eine unendliche Vielfalt an Mustern und arabischen Schriftzügen. Eine Augenweide!

Etwa 2‘000 Menschen lebten in diesem Gebäudekomplex: Kaufleute, Handwerker, Bedienstete, Gärtner, Militär. Nur etwa 1/3 der ganzen Anlage ist für das Publikum zugänglich. Interessant ist, dass die Alhambra in einer Zeit erbaut wurde, da Córdoba bereits von den christlichen Königen eingenommen und die Moschee zu ihren Zwecken umfunktioniert worden war. Erst 1492 erfolgte die Übergabe von Granada an die christlichen Machthaber. Mit den Königen Isabel I von Kastilien und Fernando II von Aragón kamen auch nordländische Krieger ins Land, denen die spanischen Gebräuche fremd anmuteten. Daher stammt unsere Redewendung: „Das kommt mir spanisch vor“. Vieles gäbe es noch zu erzählen, wie sich hier die Religionen abgelöst und die Machtverhältnisse verschoben haben.

Die letzten vier Reisetage verbrachten wir in Málaga. Da sind wir sozusagen in der Gegenwart angelangt. Zwar gab es auch eine Führung durch die Altstadt, die aber kaum mit den beiden anderen schritthalten konnten (so man denn vergleichen will), weder was die kulturellen Stätten noch was die Professionalität des Guides anbelangte. Bedeutsamer waren hier die Gespräche mit engagierten Vertretern der Ökumene. 

Der Besuch des Centro Ecuménico Lux Mundi in Torre del Mar, deren Direktorin Gloria Uribe eindrücklich von ihrer täglichen Basisarbeit berichtete. Sie arbeitete früh auf freiwilliger Basis in der sozialen Arbeit der Katholischen Kirche mit und wurde 1997 mit der Gründung dieser neuen Institution beauftragt und zu deren Direktorin ernannt. Eine grosse Ehre wurde unserer Gruppe zuteil, insofern als uns Don Rafael Vázquez Jiménez, Beauftragter der spanischen Bischofskonferenz für Ökumene und interreligiösen Dialog, persönlich von seinen religionsübergreifenden Aufgaben, Gesprächen, und Erfahrungen berichtete. Er stammt ursprünglich aus Córdoba und ist hauptamtlich bei der Bischofskonferenz in Madrid tätig und Dozent am Institut für theologische Studien in Málaga. In Málaga hält er auch als Pfarrer den Kontakt zur Basis aufrecht. Eine charismatische, authentische Persönlichkeit, der die Versöhnungsarbeit zwischen den verschiedenen Religionen eine Herzensangelegenheit ist, und die für die Katholische Kirche eine Pflicht sei, stand uns Red und Antwort auf unsere eher kritischen Fragen. Thomas erwies sich einmal mehr als exzellenter Übersetzer – mit ab und an feinen Präzisierungen seiner Frau.

Die freie Zeit war eher knapp bemessen. Allerdings stand uns in Málaga ein ganzer Tag zur persönlichen Gestaltung zur Verfügung. Die Teilnehmerinnen durften sich aus dem doch anspruchsvollen Programm auszuklinken, sollte es ihre Kapazitäten überschreiten. Eine Möglichkeit, die sehr geschätzt wurde. Die Tour wurde reisetechnisch von Terra Sancta Tours AG in Bern organisiert, Kathrin Rehmat verfügte über die nötigen Kontakte und Thomas Münch war der Übersetzer und Mann für alle Fälle. Was für ein tolles Team!

Auf dieser Reise wurde vor uns eine komplexe religionsgeschichtliche Entwicklung Andalusiens aufgefächert. Es ist zu hoffen, dass das Vorbild des friedlichen Zusammenlebens der drei grossen monotheistischen Religionen in früheren Jahrhunderten für die Zukunft wegweisend sein wird.

Teilnehmerin Ida Sibylle Scheibli, Effretikon

 

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